Es gibt unterschiedliche, sehr individuelle Möglichkeiten, die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel zu entdecken:
Ob man den Spuren eines Malers im Rahmen einer organisierten Führung folgt (das kann mit einer neunten Klasse daneben gehen), ob man nur einem Thema nachgeht (auch hier ist mit einer Mittelstufenklasse Vorsicht geboten) oder mit dem Audio-Guide auf Entdeckungsreise geht, bleibt letztlich jeder Gruppe freigestellt. Die Klasse 9c hat sich für einen Audio-Guide entschieden, da die Schüler hier die Möglichkeit haben, einen sehr persönlichen Zugang zu den Bildern zu finden. Auch können sie das Tempo des Rundgangs selbst bestimmen. Der selbstverständliche Umgang mit technischen Geräten spricht auch für diese Wahl.
Der rote Teppich im Eingangsbereich scheint extra für uns ausgelegt. Als Ehrengast fühlt man sich willkommen. Entsprechend angemessen bewegen sich die Schüler durch die großen Säle. Immer wieder unterbrechen sie ihre Audio-Guide-Vorträge, um sich über das Gesehene auszutauschen. So springt einigen "der geblendete Simson" von Lovis Corinth ins Auge, andere staunen über das kindliche Selbstbewusstsein des" Heideprinzesschens" von Fritz von Uhde. "Die Toteninsel" ist der Titel des wohl bekanntesten Bildes von Arnold Böcklin. Es gehört zweifellos in den Kreis der Favoriten der Schüler. Das Eisenwalzwerk von Adolph Menzel gleicht einem in Feuer getauchten Wimmelbild. Viel Überraschendes ist hier zu entdecken. Frauen, die ihren Männern das Mittagessen in die völlig verdreckte, dampfende Fabrikhalle bringen...
Museumsbesuche zählen sicher nicht zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten der Schüler. Der Museumstag gibt ihnen jedoch die Gelegenheit, recht ungezwungen Einblicke in die vielfältige Berliner Museumslandschaft zu bekommen.
Werner Brinkmann